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„Generationen-Werkstatt“: Schüler erhalten Zertifikat, „Job mit Action und Bewegung“

Westerkappeln - Nein, ein Job im Büro, das könne er sich wirklich nicht vorstellen. Malte Ricker lächelt etwas verlegen. Es dürfte die erste Pressekonferenz sein, an der er teilnimmt. Der Junge ist erst 13 Jahre alt, weiß aber schon ziemlich genau, dass er später einmal einen handwerklichen Beruf erlernen will. „Ich möchte Bewegung und Action“, sagt der Achtklässler.

Beglückwünschten am Montag die „jungen“ Handwerker: Lehrer Thorsten Freese, Bürgermeisterin Annette Große-Heitmeyer, Heinrich Wilhelm (Derix), Babette Rüscher-Ufermann (Ursachenstiftung) und Markus Brößkamp (Derix) (von links). Foto: Katja Niemeyer

Malte Ricker ist einer von insgesamt sechs Schülern der Gesamtschule Lotte-Westerkappeln, die am Montag ein Zertifikat erhalten haben, das ihnen ihre ersten beruflichen Erfahrungen attestiert. Diese haben sie bei der Velper Firma Derix (früher Poppensieker) gesammelt, ein Familienunternehmen, das auf konstruktiven Holzleimbau spezialisiert ist.
Zehn Wochen lang haben die Schüler immer donnerstags für zwei bis drei Stunden in der Lehrwerkstatt des Betriebes an einem überdimensionalen Holzfass gebaut. Sie haben gesägt, geschliffen, geschraubt und gestrichen. Ihr Werk – ein großes Fass, in dem sich zwei bequeme Bänke und ein Tisch befinden – steht inzwischen vor der Gesamtschule in Westerkappeln zur allgemeinen Benutzung. Am Rand sind die Namen der „kleinen“ Handwerker eingraviert: Neben Malte Ricker waren Leo Peterson, Philipp Bleck, Tyler Joy, Katja Seidl und Mirko Kolk am Werk.

Organisator des Projektes ist die „Generationen-Werkstatt“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den beruflichen Nachwuchs zu fördern und Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben. „Ihr habt nicht nur ein Handwerk kennengelernt, sondern auch etwas Bleibendes für die Schule und für das soziale Miteinander geschaffen“, sagte Babette Rüscher-Ufermann von der Osnabrücker Ursachenstiftung, die die „Generationen-Werkstatt“ initiiert hat. „Die jungen Leute haben ihre Sache wirklich gut gemacht“, betonte der „Un-Ruheständler“ Heinrich Wilhelm, der rund 40 Jahre bei Derix arbeitete, bevor er in Rente ging, und die sechs Schüler nun bei ihrer Arbeit anleitete.

Auch Markus Brößkamp, Geschäftsführer am Derix-Standort in Westerkappeln, zeigte sich begeistert von dem Projekt, ist es doch ein Instrument, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Es wird immer schwieriger, die Ausbildungsplätze im gewerblich-technischen Bereich zu besetzen“, erklärte Brößkamp beim Pressetermin.
Am Standort Velpe bildet das Unternehmen zurzeit acht junge Leute zu Mechatronikern und Holzbearbeitungsmechanikern aus. Anders als früher, als sich Firmen vor Bewerbungen fast nicht retten konnten, ist die Zahl derer, die sich für eine Ausbildung in dem Betrieb interessieren, überschaubar. Der Spieß hat sich umgedreht: „Heute müssen wir uns bewerben“, ist der Geschäftsführer überzeugt.
Das Unternehmen sucht deshalb den Austausch mit Schulen. Es vergibt verstärkt Praktikumsplätze und ist derzeit dabei, eine Lehrwerkstatt einzurichten. Kurzum: „Wir investieren Zeit und Geld in den Nachwuchs“, erläuterte Dieter Recker, bei Derix Produktionskoordinator für denn gewerblichen Bereich.

Voll des Lobes für seine Schüler war auch Thorsten Freese, Berufs- und Studienkoordinator bei der Gesamtschule. „Das Projekt war ein Selbstläufer“, konstatiert er kurz und knapp. Sprich: „Ich musste die Schüler gar nicht erinnern. Sie haben sich immer ganz selbstständig auf den Weg gemacht.“

Ein Artikel der Westfälischen Nachrichten           von Katja Niemeyer         vom 13.11.20181

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